Ein Rück- und Ausblick: Der Samichlaus,
Schmutzli und der Esel
Den Auftritt mit dem Esel richtig vorbereiten
Hinter dem Besuch von Nikolaus und Schmutzli mit ihrem Esel am Klausabend steckt einige Vorbereitung. Insbesondere muss der Esel dafür richtig ausgebildet sein.
Michael Götz, M. Götz Agrarjournalist GmbH, Eggersriet SG
Schön sieht es aus, wenn der Samichlaus und der Schmutzli mit ihrem Esel vor dem Haus stehen und den Kindern etwas mitbringen. Ein Online-Eselinfoabend des Schweizer Tierschutz STS ging der Frage nach, ob der Esel den Nikolaus gerne begleitet. «Esel helfen gerne, wenn sie ausgebildet sind», sagt Edith Müller von der Eselmüller-Stiftung in Grasswil BE.
Gemeinsam in die Schule gehen
«Samichlaus und Esel müssen in die Schule.» Darauf legt Müller viel Wert. Und diese Schule sollte lange vor dem 6. Dezember, dem Nikolaustag, beginnen, nämlich schon anfangs September. Dafür hängt der spätere Nikolaus dem Esel das Glöckchen um den Hals, das er bei seinen Auftritten tragen wird, legt gleichmässig gefüllte Tragtaschen über seinen Rücken und geht immer wieder mit ihm spazieren. Es braucht noch keinen Nikolausmantel und keinen Bart. Wenn der Esel am Nikolaustag eine Reise zum Einsatzort macht, dann muss er mit dem Anhänger vertraut sein. Er muss lernen, in den Anhänger zu steigen und der Schmutzli muss wissen, wie er ihn dabei unterstützt. Dafür braucht es Geduld. Mit Gewalt kommt man da nicht weiter, dagegen hilft eine Belohnung, zum Beispiel mit etwas Futter in einem Eimer, einigen Stückchen Fenchel oder Heu.
Nachttraining im November
Auf den Spaziergängen soll sich der Esel an andere Menschen und Tiere gewöhnen. Er darf ruhig von Kindern und Erwachsenen gestreichelt werden, so wie es ihm am Klausabend des öfteren geschieht. Menschenansammlungen dürfen ihm keine Angst machen. Umgekehrt sollen sich auch Tiere, die dem Esel am Klausabend begegnen, an diesen gewöhnen. «Viele Pferde haben sonst Angst vor den Langohren», warnt Müller. Sie scheuen vor ihnen und das kann zu gefährlichen Situationen führen. Es gilt, im vornherein zu überlegen, wo der Samichlaus überall auftritt und ob der Esel dorthin mit kann. «Wir wollen nicht in Treppenhäuser und in Lifte», betont die Eselfreundin. Glitschige Böden gilt es zu vermeiden. Im November, wenn die Nächte lang sind, beginnt das Nachttraining mit Nikolausmantel und Mitra, Stab, Laternen und Reflektoren. Die Esel sollen sich an das Aussehen des Samichlaus und Schmutzlis gewöhnen und nicht erschrecken, wenn ein Auto an ihnen vorbeifährt. Wenn der Esel länger stehen muss, ist es gut, etwas Heu in einem Sack dabei zu haben. So wird er abgelenkt und bleibt ruhig.
«Er braucht eine Bezugsperson»
Der Esel darf nie alleine unter Fremden sein. «Er braucht eine Bezugsperson, zu der er Vertrauen hat», betont die Eseltrainerin. Deswegen müsse ein guter Schmutzli in jeder Situation bei seinem Esel bleiben. Er muss darauf achten, dass sein vierbeiniger Kamerad nichts Falsches zu fressen bekommt. Keine Erdnüsse, Mandarinen, Schoggi, Sandwiches und auch keine Tannenzweige. Müller weist speziell darauf hin zu achten, dass der Esel mit seiner Last nirgends hängen bleibt. An einem fremden Ort mit fremden Menschen kann er leicht in Panik geraten. Nach dem Auftritt soll der Esel wieder zurück in seinen Stall, wo er sich von den vielen Eindrücken des Abends erholen kann. Auch wenn ein Esel einmal dem Nikolaus gedient hat, dürfe man nicht meinen, dass man im kommenden Jahr nicht mehr trainieren müsse. Zwar ist der Esel schon mit vielen Situationen vertraut, aber evtl. nicht mit dem neuen Nikolaus und Schmutzli. «Jedes Jahr muss der Esel den Nikolaus neue kennenlernen», erinnert Müller. Nicht alles Nikolause und Schmutzlis sind es gewohnt, mit Eseln umzugehen. «Wir helfen gerne», bietet die engagierte Tier- und Eselschützerin an.
Fotos: © Eselmüllerstiftung
Esel sind Persönlichkeiten
«Die starke Persönlichkeit und die selbständige Lebensweise des Esels stellen besondere Anforderungen an die Eselausbildung. Sind Esel überfordert oder gelangweilt, widersetzen sie sich den Befehlen. Dies wird vom Menschen nicht selten als Sturheit missverstanden und kann zu unangemessenen Reaktionen führen.»
Edith Müller
Eselmüller-Stiftung
Die Eselmüller-Stiftung fördert den verantwortungsbewussten und schonenden Umgang mit Eseln. Unter anderem bietet sie Schulungen für Samichläuse und Schmutzlis an, wie sie richtig mit dem Esel als ihrem Begleiter umgehen.
Mit Eselverstand vorgehen
«Dem STS ist es ein Anliegen, dass Esel fachgerecht und mit viel Eselverstand auf die Aufgaben am Samichlaustag vorbereitet werden.»
Sandra Schaefler, Leiterin Fachstelle Pferde beim STS
Öffentliche Online-Eselinfoabende des STS
Zusammenfassungen und Programme: