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Piero Mazzoleni: «Tiere brauchen Anwälte»

Piero Mazzoleni, frischgewählter Präsident des Schweizer Tierschutz STS, äusserst sich am 2. Februar 2024 ausführlich in einem Beitrag in der deutschsprachigen Tessiner Zeitung.

Der Tessiner Rechtsanwalt Piero Mazzoleni ist neuer Präsident des Schweizer Tierschutzes. Dies nach monatelangen Querelen rund um die vor einer Woche abgewählte Präsidentin

Tessiner wird oberster Tierschützer

Von Ruedi Weiss

Vor genau sechs Jahren wurde der Tessiner Rechtsanwalt und Tierschützer Piero Mazzoleni aus Minusio in den Zentralvorstand des Schweizer Tierschutzes STS gewählt. Und nun – nach der Abwahl der bisherigen Präsidentin und weiteren Vorstandsmitgliedern – übernimmt Mazzoleni das Präsidium des STS.

«Ich habe das Mandat mit Freude angenommen, obwohl es schwierig sein wird», erklärte Piero Mazzoleni gegenüber der Tessiner Zeitung. «Ich habe aber zur Bedingung gemacht, dass das Mandat mal bis zur nächsten ordentlichen Generalversammlung beschränkt ist.» In einem Jahr wisse er dann besser, ob er für eine weitere Amtszeit kandidiere oder nicht.

Monatelanges Hickhack

Der Abwahl der bisherigen Präsidentin Nicole Ruch waren ein langer Machtkampf und interne Querelen an der Spitze der mit 71 Sektionen grössten Tierschutzorganisation der Schweiz vorangegangen. Im vergangenen Juni machte Blick grobe Missstände beim Schweizer Tierschutz, STS publik. «Interne Dokumente ergaben das Bild einer millionenschweren Organisation, geprägt von einem autoritären Führungsstil, einer Kultur der Intransparenz – und Streitereien an der Verbandsspitze.» Mehrere Vorstandsmitglieder der STS warfen der bisherigen Präsidentin und weiteren Personen aus dem Vorstand ungetreue Geschäftsführung und Misswirtschaft vor und hatten deshalb Strafanzeige gegen Ruch eingereicht. Hintergrund waren mutmassliche Unstimmigkeiten in der Buchhaltung, fragwürdige Immobilien-Geschäfte, überrissene Spesen und zweckentfremdete Spenden. Die Vorwürfe gegen sie wies Ruch mehrmals vehement zurück und bezeichnete diese als «falsch und ungeheuerlich». Vor Monatsfrist setzte nun auch noch die Zertifizierungsstelle für Non-Profit-Organisationen (Zewo) den Schweizer Tierschutz auf ihre schwarze Liste und riet von Spenden ab. Die Zewo kritisierte mangelnde Transparenz, fehlende interne Kontrollen und weitere Punkte. Der Tiefpunkt der Krise um den Schweizer Tierschutz war erreicht.

Das Wohl der Tiere ist wichtig

Als erstes müsse der neue Vorstand nun das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit bei den Sektionen des STS und bei der Bevölkerung zurückgewinnen, erklärt Mazzoleni. Dann gelte es zu eruieren und zu verstehen, was in den letzten Wochen und Monaten im STS alles passiert sei und wer dafür die Verantwortung trage. Es sei wichtig, die Vergangenheit nun genau aufzuarbeiten und mögliche Unkorrektheiten zu benennen, aber vor allem müsse nun wieder uneingeschränkt das Wohl der Tiere im Mittelpunkt der STS-Aktivitäten stehen, fordert Mazzoleni.

Notar, Sindaco, Tierheim

Ans Herz gewachsen sind Piero Mazzoleni die Tiere bereits in seiner Kindheit, als er – geboren und aufgewachsen in Bellinzona – auf dem Bauernhof seines Grossvater bei der Pflege der Tiere mithelfen konnte. Der studierte Jurist und Vater von drei erwachsenen Kindern eröffnete dann seine Anwaltskanzlei an der Piazza Grande in Locarno und engagierte sich 20 Jahre lang als Lokalpolitiker in Minusio, 12 Jahre davon als Gemeindepräsident. Als Mazzoleni dieses Amt abgab, wollte er diese «Lücke» durch eine ehrenamtliche Freiwilligenarbeit ausfüllen und besann sich auf seine alte Tierliebe, die damals auf dem Hof seines Gross vaters ihren Anfang nahm. Seit 13 Jahren präsidiert der 73-Jährige nun den Tierschutzverein Locarno und Täler (spalv).

«Tiere brauchen Anwälte»

Schon vor sechs Jahren, als Rechtanwalt Mazzoleni in den Zentralvorstand des STS berufen wurde, mahnte er: «Tiere brauchen Anwälte, denn sie sind Menschen oft schutzlos ausgeliefert.» Das will er nun als neuer Präsident zusammen mit dem neu gewählten STS Vorstand mit Transparenz und verstärkter Kommunikation schaffen. Mit mehr Transparenz, wie die Mitarbeitenden des Schweizer Tierschutzes ihre Aufgaben wahrnehmen, und mit mehr Kommunikation, was die Mitarbeitenden beim STS und bei den Sektionen alles für die Tiere leisten.

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