Esel, Maultiere und Maulesel
Eigenschaften und Bedürfnisse
Esel (Equus asinus) gehören einer eigenständigen Tierart an und unterscheiden sich vom Pferd (Equus caballus) nicht nur hinsichtlich Systematik und Optik, sondern auch in ihrer Physiologie und ihrem Verhalten. Diese Seite geht auf diese Unterschiede und deren Auswirkungen im täglichen Zusammenleben von Esel und Mensch ein.
Maultiere und Maulesel sind Kreuzungen von Eseln und Pferden, die Letzteren äusserlich oftmals gleichen. Um sie besser zu verstehen, sollten wir uns jedoch immer vor Augen halten, dass sie im Wesen und in Bezug auf Physiologie und Verhalten eher dem Esel ähneln. Das heisst: Was für Esel gilt, gilt meist auch für Maultiere und Maulesel.
Um Esel, Maultiere und Maulesel besser zu verstehen und ihren Anforderungen gerecht zu werden, müssen wir zunächst die spezifischen Bedürfnisse von Eseln kennen.
Esel haben sich im Laufe der Evolution bestmöglich an ihren ursprünglichen Lebensraum, die kargen Sand- und Steinwüsten in Ostafrika, angepasst. Daraus ergeben sich folgende Grundbedürfnisse:
- Esel sind sehr effiziente Futterverwerter. Sie brauchen energiearme Nahrung mit niedrigem Zucker- und Proteingehalt, aber hohem Rohfaseranteil.
- Esel benötigen trockenen Untergrund, sonst drohen Hufprobleme.
- Esel sind Langstreckenläufer: Auf der Futter- und Wassersuche legen sie täglich bis zu zwanzig Kilometer zurück.
- Das Fell der Esel ist kaum wasserabweisend. Bei Nässe sind Esel krankheitsanfällig. Sie brauchen stets einen trockenen Unterstand
In der Wüste ist es nicht einfach, vor einer Gefahr davonzulaufen. Esel sind deshalb nur bedingt Fluchttiere. Sie verhalten sich territorial und können ihr Revier auch aktiv gegen Eindringlinge verteidigen (Vorsicht mit Hunden, Kindern, etc.).
Achtung:
Esel eignen sich aber nicht als Herdenschutztiere! Esel verteidigen sich/ihr Revier und nicht die Schafe.
Halterinnen und Halter aufgepasst
Die Herausforderung einer guten Eselhaltung besteht nun darin, Eseln ein Haltungssystem zu bieten, das ihre Grundbedürfnisse bestmöglich erfüllen kann.
Auf unseren reichhaltigen Weiden können Esel durch Grasen ihren Nährstoffbedarf innert zwei bis drei Stunden decken. Die übermässige Aufnahme von Gras kann aber aufgrund seiner zuckerhaltigen Inhaltsstoffe die Entstehung von Hufrehe begünstigen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, den Zugang zur Weide den Jahreszeiten und der Qualität des Grases anzupassen und alternative Bewegungsmöglichkeiten (karge Weiden, grosse Paddocks etc.) anzubieten. Ausserdem sind zusätzliche Futter- und Beschäftigungsangebote mit hohem Faseranteil wie Äste und Stroh vorzusehen.
Tipp für längere Fresszeiten:
Heu und Stroh mischen und in engmaschigen Heunetzen anbieten.
Krankheiten bei Eseln
Esel sind sehr sozial und sollten unbedingt mit anderen Eseln zusammenleben können.
Die Bindung zwischen zwei Eseln kann sehr stark sein. Bei einer Trennung, anderen Stresssituationen oder wenn Esel wegen einer zugrunde liegenden Erkrankung kaum oder nicht fressen möchten, können sie eine gefährliche Fettstoffwechselstörung mit hohen Blutfettwerten (Hyperlipämie) entwickeln.
Andere häufige Erkrankungen beim Esel sind Hufrehe in Zusammenhang mit Übergewicht, Hufabszesse, Koliken, Zahnprobleme, Befall mit Haarlingen oder anderen Ektoparasiten sowie Hauttumore, vor allem Sarkoide.
Esel und ihre Kreuzungen sind besonders stoische Tiere, die Krankheitssymptome oft zu verbergen wissen. Deshalb sollten sie nur von erfahrenen Tier-ärztinnen und Hufschmieden versorgt werden. Das Verhalten der Esel erfordert ein angepasstes Handling, und einige bei Pferden eingesetzte Medikamente müssen anders dosiert oder sogar vermieden werden. Um Stress im Rahmen eines Klinikaufenthaltes zu reduzieren, sollte ein erkrankter Esel im Idealfall immer von seinem liebsten Eselfreund begleitet werden.
Die richtige Ausrüstung
Da Esel und Mulis zwar ähnlich, aber eben nicht gleich gebaut sind wie Pferde/Ponys, passt das gängige Pferdeausrüstungsmaterial diesen Tieren oft schlecht.
Dies führt dann zu Schürfungen oder Druck und wird mit manchmal zweifelhaften Methoden zum Passen oder Halten gebracht, was wiederum zu weiteren Druckstellen führen kann. Darum bedarf auch die Auswahl von Halfter, Zaum, Sattel usw. esel-/mulispezifischer Anatomiekenntnisse.
Ein altes, sehr treffendes Sprichwort besagt:
«Einem Pferd sagt man, was es tun soll; einen Esel bittet man darum; mit einem Maultier muss man verhandeln.»
Info
Dies ist eine Information der Arbeitsgruppe Esel unter der Leitung des Schweizer Tierschutz STS.