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Waschbären in Grenznähe drohen in die Schweiz zu kommen

Zürcher Unterländer/Neues Bülacher Tagblatt vom 25. März 2024

Sie sind klein, entzücken durch ihr putziges Aussehen und können ganz viel Schaden anrichten: In der Nähe zur Landesgrenze wurden von deutschen Wildhütern in den vergangenen Monaten wiederholt Waschbären gesichtet; die Wildhüter machen sich nun Sorgen, die Situation nicht mehr in den Griff zu bekommen. Die Tiere könnten sich in den kommenden Jahren auch in der Schweiz vermehren. «Sobald der Waschbär auftritt, wird er nach zwei bis drei Jahren zu einem richtigen Problem», sagte Valentin Platten, Wildtierbeauftragter im Landkreis Waldshut, gegenüber dem «Südkurier». Sobald er sich in einem Gebiet eingelebt habe, sei es schwierig, den Waschbären unter Kontrolle zu haben.

Von Astrit Abazi

Von Nordamerika nach Europa In der Schweiz ist der Waschbär noch eine Rarität. Gemäss der Verbreitungskarte des Schweizerischen Informationszentrums für die Fauna (CSCF) sind Waschbären vor allem im Schweizer Mittelland in der Nähe von Flüssen anzutreffen. Auch im Kanton Zürich gab es immer wieder vereinzelte Sichtungen. «In den letzten 10 Jahren kam es im Kanton Zürich zu 22 gemeldeten Sichtungen, die letzte Sichtung war im November 2023», schreibt die kantonale Baudirektion auf Anfrage. Laut Mediensprecherin Isabelle Rüegg tauchen die Tiere schon seit 30 Jahren immer wieder auf, die Population steige aber nicht so schnell und stark an wie in verschiedenen Regionen Deutschlands.

Laut Samuel Furrer vom Schweizer Tierschutz (STS) haben alle europäischen Waschbären Vorfahren, die in Gefangenschaft gehalten wurden. «Die Waschbären wurden im 20. Jahrhundert aus Nordamerika nach Deutschland und in umliegende Länder gebracht. Sie wurden in erster Linie als Pelztiere in Farmen gehalten. Von dort sind sie entweder geflüchtet oder wurden von ihren Besitzern ausgesetzt», erklärt er.

In diesen Ländern gebe es folglich die grösste Konzentration von Waschbären in Europa. Auch in der Schweiz wurden seit mehreren Jahrzehnten immer wieder Waschbären gesichtet, es handelte sich aber dabei um Einzeltiere. Erst seit kurzem gibt es gesicherte Nachweise, dass sich die Tiere auch in der Schweiz fortpflanzen. Da es sich um Neozoen, also gebietsfremde Tiere, handelt, sind sie gemäss Bundesgesetz das ganze Jahr jagdbar. Woran es liege, dass sich die Waschbären in der Schweiz noch nicht sehr stark angesiedelt hätten, wisse man nicht so genau, bestätigen sowohl der Kanton als auch der STS.

Der Rhein ist keine Hürde Sichtungen in Deutschland in Grenznähe Hessen darauf schliessen, dass ihre Anzahl auch hierzulande in den nördlichen Kantonen zunehmen werde. «Die Landesgrenze und der Rhein sind für die Waschbären keine grosse Hürde», erklärt Furrer. Für Menschen sind die Tiere selten gefährlich, sie können aber einen grossen Sachschaden anrichten. «Im Gegensatz zu Füchsen können Waschbären sehr gut klettern und kommen überall hinein», sagt Furrer. «Grundsätzlich gilt wie bei anderen wilden Tieren, dass Waschbären nicht gefüttert werden sollen und Futter nicht im Freien zugänglich sein sollte.

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