Vier Meerschweinchen die vor einem Hügel Löwenzahnsitzen und davon essen Kleintierhaltung

Haltung von Nager und Kaninchen

Kleintierhaltung: Bedürfnisse von Meerschweinchen, Hamstern und Degus im Überblick


Kaninchen und Heimtiernager wie Meerschweinchen, Hamster oder Degus sind gerade bei Familien und Kindern sehr beliebte Haustiere. Oftmals gelten sie dabei als vermeintlich pflegeleichte Alternative, wenn ein Hund oder eine Katze als Heimtier nicht in Frage kommt. Dabei unterschätzen viele die hohen Haltungsansprüchen von Nagern und Kaninchen und sind sich nicht bewusst, was es alles braucht um ihnen ein tiergerechtes Leben zu ermöglichen. Auch die hohen Kosten, die insbesondere die Anschaffung oder der Bau eines Geheges verursacht, bedenken viele nicht. Da Kaninchen und Nager in den allermeisten Fällen im Haus gehalten werden – also sozusagen «unter Ausschluss der Öffentlichkeit» – werden schlechte, gesetzeswidrige Haltungen nur in den allerwenigsten Fällen geahndet. Dass solche tierschutzwidrigen Bedingungen durchaus Realität sind und Halter von Nagern und Kaninchen ihre Tiere zum Teil nicht ihren Bedürfnissen entsprechend halten oder gar gegen die Vorschriften der Tierschutzverordnungen verstossen, zeigte eine repräsentative Umfrage, die der Schweizer Tierschutz STS unter Kleintierhaltern durchführte.

Grundsätzlich gilt es zu bedenken, dass die allermeisten Heimtier-Nagerarten erst seit kurzem in menschlicher Obhut gehalten werden. Sie sind also nicht domestiziert und ihre Bedürfnisse entsprechen denjenigen ihrer in freier Wildbahn lebenden Artgenossen. Auch vor dem Gesetz werden sie als Wildtiere betrachtet.

Bei Nagern und Kaninchen ist es daher besonders wichtig, sich vor der Anschaffung ausführlich über ihre Bedürfnisse zu informieren. Erfahren Sie bei uns mehr über die Kleintierhaltung.  

Tiere sind keine guten Weihnachtsgeschenke, da der/die Beschenkte nicht in der Lage ist, die eigene Lebenssituation zu analysieren und zu prüfen, ob ein Haustier überhaupt dazu passt.
 
Was mache ich mit dem Tier, wenn ich arbeiten muss oder in die Ferien gehe? Habe ich das Geld für ein Haustier? Bin ich allergisch? Diese und viele andere Fragen muss man sich stellen. Doch mit einem Geschenk wird der/die Beschenkte vor vollendete Tatsachen gestellt und hat plötzlich eine grosse Verantwortung für ein anderes Lebewesen. Ausserdem ist die Weihnachtszeit keine gute Zeit, um sich kennenzulernen – es herrscht zu viel Hektik. Am Ende landen viele der geschenkten Tiere im Tierheim oder werden im schlimmsten Fall ausgesetzt. Suchen Sie deshalb nach Alternativen, wie zum Beispiel Tierpatenschaften.

Anforderungen für die Kleintierhaltung


Haltung von Meerschweinchen

Das Verbreitungsgebiet der Wildmeerschweinchen liegt in Südamerika, in den gemässigten Hochlagen der Anden. Sie leben in stabilen Gruppen, die aus einem Männchen und bis zu sechs Weibchen mit ihren Nachkommen bestehen. Wildmeerschweinchen bewohnen Erdbauten und verlassen diese meist in der Dämmerung um auf Futtersuche zu gehen.

Wildlebende Meerschweinchen legen bei der Futtersuche oft längere Strecken zurück. Auch unsere Heimtier-Meerschweinchen brauchen noch immer viel Bewegung. Aus diesem Grund empfiehlt der Schweizer Tierschutz STS Meerschweinchen bis zu einer Gruppengrösse von 4 Tieren in einem Gehege mit einer Grundfläche von mindestens 4 m2 zu halten. Das Gesetz schreibt geeignete Einstreu, Rückzugsmöglichkeiten für alle Tiere und geeignete Nageobjekte (frische Äste) vor. Ausserdem ist es verboten Meerschweinchen alleine zu halten. Der STS empfiehlt die Haltung von 2 – 6 Tieren. Meerschweinchen können in einer reinen Weibchengruppe oder einer Gruppe mit mehreren Weibchen und einem kastrierten Männchen gehalten werden. Auch reine Männchengruppen sind zum Teil möglich.

Haltung von Goldhamster

Der Goldhamster stammt aus Syrien. Sein Verbreitungsgebiet liegt im Steppengebiet im Norden des Landes. Dort legt er Röhrenbaue an, die bis zu 2,5 m tief in die Erde reichen. Die Baue liegen weit voneinander entfernt, da Goldhamster sehr territorial sind. Bei der nächtlichen Futtersuche legt er jeweils sehr grosse Strecken zurück um in der kargen Landschaft ausreichend Futter zu finden. Um dem grossen Bewegungsdrang der Goldhamster und ihrem Bedürfnis zum Graben von Gängen gerecht zu werden, sollten Goldhamster in einem Gehege gehalten werden, dass mindestens eine Grundfläche von 1 m2 hat und 1 m hoch ist. Die Einstreu sollte mindestens 40 besser bis 80 cm tief sein und das Graben stabiler Gänge und Baue ermöglichen. Das Gesetz schreibt ausserdem Rückzugsmöglichkeiten, geeignetes Nestmaterial sowie Nageobjekte (frische Äste) vor. Als Einzelgänger müssen Goldhamster auch in der Heimtierhaltung alleine gehalten werden.

Haltung von Zwerghamster

Im Handel werden verschiedene Zwerghamsterarten angeboten. Dies sind der Roborowski Zwerghamster, der Campbell Zwerghamster und der Dsungarischer Zwerghamster. Die letzten beiden werden häufig wissentlich oder unwissentlich untereinander verpaart, so dass heute im Handel sehr oft nur noch Kreuzungen der beiden Arten verkauft werden. Oft wissen die Händler noch nicht mal selbst welche Art sie verkaufen, bzw. geben die Tiere fälschlicherweise als artenrein aus.

Die Haltung von Zwerghamstern ist anspruchsvoll und erfordert viel Artkenntnisse und die Fähigkeit das Verhalten der Tiere richtig interpretieren zu können. Für Anfänger wird empfohlen alle Zwerghamsterarten in Einzelhaltung zu halten. Soziale Linien von reinrassigen Campbell Zwerghamstern können von erfahrenen Haltern unter Umständen in Gruppen gehalten werden.

Die Empfehlungen bezüglich Gehegegrösse und die gesetzlich vorgeschriebene Einrichtung entsprechen denjenigen der Goldhamster.

Haltung von Farbmäusen

Die Farbmaus ist die Zuchtform der wildlebenden Hausmaus. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Wildform liegt wahrscheinlich in den Steppen Zentralasiens. Als Kulturfolger und durch passiven Transport ist sie heute weltweit verbreitet.

Farbmäuse haben einen starken Bewegungsdrang und lieben es zu rennen, klettern und graben. Um ihnen dies zu ermöglichen empfiehlt der STS für 2 Farbmäuse ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens 0,8 m2 und für jedes weitere Tier zusätzlich 0,3 m2. Das Gehege sollte mindestens 1 m hoch sein um eine Einstreutiefe von 20 – 40 cm sowie geeignete Klettermöglichkeiten zu ermöglichen. Gesetzlich vorgeschrieben sind ausserdem Rückzugsmöglichkeiten für alle Tiere sowie geeignetes Nestmaterial und Nageobjekte (frische Äste).

Farbmäuse sind sehr soziale Tiere und das Gesetz schreibt deshalb vor, dass sie nicht alleine gehalten werden dürfen. Farbmäuse können in reinen Weibchengruppen oder in einer Gruppe mit einem kastrierten Männchen und mehreren Weibchen gehalten werden. Der STS empfiehlt für die Farbmaushaltung eine Gruppengrösse von 2 – 6 Tieren.

Haltung von Ratten

Die Heimtierratten stammen von der Wanderratte ab, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet in China, der Mongolei sowie dem gemässigten Sibirien liegt. Bereits im 19. Jahrhundert wurden sie als Versuchstiere verwendet und sie sind bis heute nach der Farbmaus die am häufigsten in Versuchen eingesetzte Säugerart. Die als Haustiere gehaltenen Ratten stammen von Laborratten ab.

Ratten sind äusserst bewegungsfreudige, neugierige und intelligente Tiere. Der STS empfiehlt für 2 – 5 Ratten ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens 2 m2 und einer Mindesthöhe von 2 m. Das Gehege sollte aus mehreren Etagen bestehen. Das Gesetz schreibt ausserdem geeignete Einstreu und Nistmaterial, Rückzugsmöglichkeiten für alle Tiere sowie Nageobjekte (frische Äste) vor.

Ratten sind äusserst soziale Tiere und dürfen deshalb nie alleine gehalten werden. Sie können in reinen Männchen- oder in reinen Weibchengruppen gehalten werden. Auch gemischte Gruppen mit kastrierten Männchen sind möglich. Der STS empfiehlt Ratten in einer Gruppengrösse von 2 bis 6 Tieren zu halten.

Haltung von Rennmäusen

Die Mongolische Rennmaus, auch Gerbil genannt, stammt aus den Steppengebieten der Mongolei und Nordchinas. Über die Versuchstierhaltung gelangten sie schliesslich in die Heimtierhaltung. Wildlebende Rennmäuse verbringen einen grossen Teil des Tages mit graben um ihre unterirdischen, weitverzweigten Baue anzulegen. 

Mongolische Rennmäuse sind sehr bewegungsfreudig und haben ausserdem ein sehr stark ausgeprägtes Bedürfnis zu graben. Der STS empfiehlt für 2 Rennmäuse ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens 1 m2. Die Mindesthöhe des Geheges sollte 1 m betragen um eine Einstreutiefe von idealerweise 80 cm zu ermöglichen. Nur so und mit einer Einstreu, die das Graben von stabilen Gängen ermöglicht, kann das Wohlbefinden der Rennmäuse gewährleistet werden. Das Gesetz schreibt ausserdem Rückzugsmöglichkeiten für alle Tiere, ein Sandbad sowie geeignete Nageobjekte (frische Äste) vor.

Mongolische Rennmäuse sind soziale Tiere und dürfen nicht alleine gehalten werden. Allerdings kommt es je nach Gruppenkonstellation oft zu heftigen Streitigkeiten, die ein Trennen der Tiere erforderlich macht. Aus diesem Grund wird empfohlen Rennmäuse zu zweit zu halten. Möglich ist die Haltung von zwei Weibchen, zwei Männchen oder einem Weibchen mit einem kastrierten Männchen.

Haltung von Degus

Wilde Degus leben im Westen Chiles und sind dort in der trockenen Küstenregion sowie in den Anden bis zu einer Höhe von 1200 Metern anzutreffen. Aufgrund ihrer hohen Anfälligkeit für Diabetes mellitus wurden sie zuerst zu Forschungszwecken gehalten. In den letzten Jahrzehnten wurden sie beliebte Heimtiernager unter anderem auch aufgrund der Tatsache, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen Heimtiernagern, tagaktiv sind.

In der freien Wildbahn legen Degus grosse Strecken zurück.

Der STS empfiehlt für 2 bis 5 Degus ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens 2 m2 und einer Mindesthöhe von 2 m. Die Einstreu sollte mindestens 50–60 cm tief sein. Das Gesetz schreibt ausserdem Rückzugsmöglichkeiten für alle Tiere, ein Sandbad sowie geeignete Nageobjekte (frische Äste) vor.

Als hochsoziale Art dürfen Degus nie alleine gehalten werden. Der STS empfiehlt eine Gruppengrösse von 2 bis 5 Tieren. Empfohlen wird die Haltung einer reinen Weibchen- bzw. Männchengruppe.  Auch die Haltung eines kastrierten Männchens mit mehreren Weibchen ist möglich.

Haltung von Kaninchen

Alle Hauskaninchen (auch wenn sie oftmals Hasen oder Hasenkaninchen genannt werden) stammen vom Wildkaninchen ab, welches ursprünglich in Südeuropa beheimatet ist. Unser einheimischer Feldhase wurde nie domestiziert und unterscheidet sich in Aussehen und Lebensweise stark vom Kaninchen. Kaninchen gehören zur Ordnung der Hasenartigen und nicht, wie fälschlicherweise häufig angenommen wird, zu den Nagetieren. 

Wildkaninchen bauen weitverzweigte unterirdische Gangsysteme und leben dort in Familienverbänden. Ihr Bewegungsverhalten umfasst Hoppeln, einen schnellen Renngalopp sowie das Schlagen von Hacken. 

Um den Raumansprüchen von Hauskaninchen gerecht zu werden, sollten sie das ganze Jahr über in einem grosszügigen Freilandgehege gehalten werden, das ausreichend Grabmöglichkeiten bietet. Zum Schutz vor der Witterung muss ein grosszügiger, gut isolierter, trockener Stall, welcher im Sommer durch gute Lüftung nicht überhitzt respektive im Wintern nicht zu kalt oder durch Kondenswasser feucht wird, vorhanden sein. Der STS empfiehlt für zwei Zwergkaninchen ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens 6 m2. Für jedes weitere Tier sollte sich das Gehege um 0,5 m2 vergrössern. Um den Kaninchen Luftsprünge und das Männchen machen zu ermöglichen sollte das Gehege mindestens 1 m hoch sein.

Kaninchen sind sehr soziale Tiere. Untersuchungen an Wildkaninchen haben gezeigt, dass etwa die Hälfte ihres Verhaltens dem Sozialverhalten, wie etwa dem Kontaktliegen, zuzuordnen ist. Kaninchen dürfen deshalb nie alleine gehalten werden. Der STS empfiehlt sie in einer Gruppe von 2 – 6 Tieren zu halten. Bewährt hat sich die Haltung von einem kastrierten Männchen mit einem oder zwei Weibchen oder die Haltung von zwei kastrierten Männchen mit 2 – 4 Weibchen. Zum Teil ist auch die Haltung von reinen Weibchengruppen möglich. 

Haltung von Chinchillas

Chinchillas stammen aus der Andenregion Südamerikas und leben dort auf einer Höhe von bis zu 4000 m über Meer. Der Lebensraum ist trocken, spärlich bewachsen und geprägt von sehr starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Chinchillas sind dämmerungs- und nachtaktiv und verbringen den Tag in Felsspalten, wo stets gemässigte Temperaturen herrschen.

Der feine Pelz der Chinchillas war sehr begehrt und brachte die wildlebenden Chinchillas zu Ende des 19. Jahrhunderts an den Rand der Ausrottung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann schliesslich die Zucht der Chinchillas an Pelztiere. Über diesen Weg gelangten sie schlussendlich in die Heimtierhaltung.

Chinchillas sind äusserst bewegungsfreudige Tiere und legen zur Nahrungssuche in der kargen Landschaft oft grosse Strecken zurück. Aus diesem Grund empfiehlt der Schweizer Tierschutz STS Chinchillas wenn immer möglich in einem eigens eingerichteten «Chinchillazimmer» zu halten. Da Chinchillas gerne hoch und weit springen sollten Bretter und dicke Äste auf verschiedenen Ebenen im Zimmer angebracht werden. Ausserdem benötigen sie mehrere Schlafhöhlen. Chinchillas sind sehr sozial und das Gesetz verbietet deshalb die Einzelhaltung. Der STS empfiehlt die Haltung von 2 – 6 Tieren. Infrage kommt eine reine Weibchen- bzw. Männchengruppe oder eine Gruppenkonstellation mit mehreren Weibchen und einem kastrierten Männchen. Die Chinchillahaltung ist sehr anspruchsvoll und erfordert viel Kenntnis und Zeit.

ein braun-weisses Kaninchen in einem hohlen Baumstamm Kleintierhaltung

Kleintier-Kauf

Hat man sich ausreichend über die Bedürfnisse der Nager oder Kaninchen informiert und verfügt über ein tiergerechtes Gehege, stellt sich die Frage wo man sich ein Tier kaufen soll. Der STS empfiehlt zuerst in einem Tierheim nachzufragen. Es gibt dort immer wieder Tiere, für die ein neues Zuhause gesucht wird. Die Mitarbeiter vor Ort gewährleisten eine seriöse Beratung und verfügen auch über wichtige Kenntnisse betreffend der individuellen Charaktereigenschaften der einzelnen Tiere. Auch tierfreundlich und professionell geführte Auffangstationen sind eine mögliche Anlaufstelle für Kaufinteressenten. Seriöse Zoofachgeschäfte, die offen darüber kommunizieren woher sie ihre Tiere beziehen – und glaubhaft versichern können, dass es sich dabei um lokale Züchter handelt, die grossen Wert auf eine tiergerechte Haltung legen – kommen als Bezugsquelle in Frage. Auf den Kauf über das Internet sollte auf jeden Fall verzichtet werden. 

Extremzucht von Nager und Kaninchen


Bei der Anschaffung von Nagern und Kaninchen muss man sich selbstverständlich immer versichern, dass die Tiere gesund sind und aus einer tiergerechten und seriösen Haltung stammen. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass man sich vor der Anschaffung davon überzeugt, dass die Tiere zu keiner Rasse gehören, die einer Extremzucht zuzuordnen ist und somit unter den Folgen einer Züchtung hin auf extreme Merkmale leidet. Auf den Kauf eines solchen Tieres sollte man verzichtet um die Zucht und das damit einhergehende Tierleid nicht zu unterstützen.

Fellfarbe

Eine weisse Fellfarbe ist grundsätzlich als kritisch einzustufen, da sie häufig mit Taubheit einhergeht. Ausserdem ist auch die Zucht problematisch, weil es bei der Kreuzung zweier Tiere mit heller bzw. weisser Fellfarbe bei den Nachkommen zu schweren Fehlbildungen kommen kann, die Lebensfähigkeit vermindert ist oder die Neugeborenen tot auf die Welt kommen.

Albinos, die aufgrund ihrer Fellfarbe und den roten Augen oft beliebte Heimtiere sind, sind sehr lichtempfindlich und daher für die Freilandhaltung nicht geeignet.

Auch andere Fellfarben die stark von der Wildfärbung abweichen, können problematisch sein. So leiden etwa ein Teil der roten, sandfarbenen, rehbraunen und gelblichen Mäuse unter genetisch verursachter Fettleibigkeit, für die es keine Therapie gibt und die mit Folgeerkrankungen und einem verkürzten Leben einher geht.

Langhaarigkeit

Bei Meerschweinchen, Kaninchen oder auch kleinen Nagern, wie den Farbmäusen, gibt es Langhaarzüchtungen. Dies ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Die langen Haare können die Tiere in ihrer Bewegung einschränken, die Haare verfilzen, verschmutzen und können von den Tieren kaum selbst gereinigt werden. Die notwendige Fellpflege durch die Besitzer ist für die Tiere mit viel Stress verbunden. Ausserdem kann die Wärmeregulierung bei langhaarigen Tieren vermindert sein. Dies führt dazu, dass sie schlechter oder gar nicht für die Aussenhaltung geeignet sind. Problematisch sind die langen Haare auch, weil sie zu Augenreizungen führen können, die zum Teil auch durch die langen, gebogenen Wimpern verursacht werden. 

Veränderte Fellstruktur

Bei einigen Arten existieren Züchtungen, die mit einer veränderten Haarstruktur einhergehen, wie beispielsweise gelockte Mäuse oder Rexkaninchen. Da die veränderte Haarstruktur oft auch die Tasthaare betrifft, sind diese Züchtungen äusserst kritisch zu betrachten. Gelockte und verkürzte Tasthaare können ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen, und der für Nager und Kaninchen so wichtige Tastsinn über ihre Haare ist so verunmöglicht. 

Nackttiere 

Bei einigen Nagerarten werden haarlose Tiere gezüchtet. Solche Tiere leiden unter verschiedenen Einschränkungen und sind zudem oft krankheitsanfälliger. Durch das fehlende Fell ist ihre Haut ungeschützt und sehr anfällig für Verletzungen wie auch für Sonnenbrand. Ausserdem vertragen sie selbstverständlich Kälte viel schlechter, was dazu führt, dass solche Tiere nie in der Aussenhaltung leben können. Häufig fehlen ihnen auch die für sie so essentiellen Tasthaare.

Zwergwuchs

Gerade bei den Kaninchen sind sehr kleine Tiere mit einer verkürzten Schnauze, die dem sogenannten Kindchenschema entsprechen, sehr beliebt. Solche Tiere leiden allerdings oft unter Kieferfehlstellungen und haben massive Zahnprobleme, was regelmässige – für die Kaninchen mit viel Stress verbundene – Tierarztbesuche nötig macht. Durch die kurze Schnauze leiden sie auch vermehrt unter Atemproblemen. Mit dem Zwergwuchs einher geht oft die Zucht von Kaninchen mit stark verkleinerten Ohrmuscheln. Die Ohrmuscheln spielen bei den Kaninchen aber neben der Schallortung auch eine wichtige Rolle bei der Thermoregulation. Sind sie zu klein, können sie dieser Funktion nicht mehr nachkommen und die Kaninchen können rasch überhitzen. 

Hängeohren

Kaninchen mit Hängeohren – sogenannte Widderkaninchen – sind in der Heimtierhaltung sehr beliebt. Bei sehr langen Hängeohren, werden Kaninchen in ihrer Bewegung eingeschränkt, weil sie beispielsweise beim Hoppeln auf ihre eigenen Ohren stehen. Ausserdem ist dadurch die Verletzungsgefahr erhöht. Hängeohren können zudem das Sehfeld der Kaninchen einschränken und verunmöglichen eine innerartliche Kommunikation über die Ohrenstellung. Das Hörvermögen und die Thermoregulation sind bei langen Hängeohren eingeschränkt. 

Hitze und Heimtiernager

Viele unserer Heimtiernager stammen aus sehr warmen Gebieten, wie etwa der Goldhamster, der in Syrien beheimatet ist. Aus diesem Grund wird oft fälschlicherweise angenommen, dass Kleinnager Hitze gut vertragen. Dies ist aber keineswegs der Fall. So liegt die Wohlfühltemperatur bei Kleinnagern bei etwa 20 C. Ab 25–28 C wird es für sie unangenehm oder gar gefährlich. Im schlimmsten Fall kann ein Hitzschlag drohen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit über 60 % verschärft sich die Gefahr zusätzlich. Nager können nicht schwitzen und regulieren ihre Körpertemperatur hauptsächlich über das Aufsuchen von kühlen Orten. Eine bedeutende Funktion spielen dabei die unterirdischen Gangsysteme, die sie sich anlegen. In diesen Gängen und Wohnhöhlen sind die Temperaturen stabil und gemässigt und bieten den Tieren sowohl bei Kälte als auch bei Hitze im Freien einen angenehmen Rückzugsort. Heimtiernager hingegen haben keine Möglichkeit sich bei Hitze an einen kühlen Ort zurückzuziehen. Ausserdem gilt es zu bedenken, dass die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit im Innern der Käfige schneller ansteigt als ausserhalb. Daher lohnt es sich im Sommer die Temperatur in den Käfigen regelmässig zu kontrollieren. 

Um den Kleinnagern Abkühlung zu verschaffen, sollte man im Sommer kühle Orte im Gehege schaffen. Dies kann erreicht werden in dem man Kacheln oder Steinplatten ins Gehege legt. Sehr geeignet sind auch feuchte Tontöpfe. Diese sollten so angebracht werden, dass die Öffnung seitlich liegt und sie nicht davon rollen können. Helfen diese Massnahmen nicht mehr, muss der Käfig an einen kühlen Standort gebracht werden. Wenn immer möglich sollte man bei Hitze auf Transporte verzichten. Wenn sich diese nicht vermeiden lassen, sollte man sie während den kühleren Morgen- oder Abendstunden durchführen, ein gut durchlüfteter Transportkäfig verwenden und die Nager nur in klimatisierten Fahrzeugen transportieren. 

Eine weisse Maus auf einem Halm vor einem verschwommenen grünen Hintergrund

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