
CHI Basel
St. Jakobshalle, 11.–14. Januar 2024
Besuche am 11. und 12. Januar 2024
Allgemeines
Das Programm in der St. Jakobshalle Basel wird immer vielfältiger. Kam letztes Jahr zum Springen die Disziplin Dressur dazu, sorgten die Organisatoren dieses Jahr mit Voltige für noch mehr Pferdesport. Man begnügte sich zudem nicht nur mit einer Weltcup-Qualifikation, der Einstieg erfolgte gleich mit den Weltcup-Finals für Damen und Herren einzel sowie Pas-de-Deux. Ein schöner Vorgeschmack auf den CHI Basel 2025, wenn am Rheinknie die Weltcup-Finals Springen, Dressur und Voltige zur Austragung kommen. Die Voraussetzungen für ein pferdefreundliches Turnier sind gegeben mit guten Unterkünften und zwei Vorbereitungshallen. Hinter den Kulissen wie im Stadion selber bemüht man sich sehr, mit gut gepflegten Böden möglichst pferdefreundliche Bedingungen zu erzielen.

Die Zeichen der Zeit noch immer nicht erkannt: Mit eingelegtem Schlaufzügel
bereitet die Reiterin ihr Pferd eng eingestellt auf die Prüfung vor.
Beobachtungen
Bei den Besuchen am Donnerstag und Freitag hielten wir uns vorwiegend in der Vorbereitungshalle neben dem Stadion auf. Während es bei den SpringreiterInnen mit bis zu 15 Paaren oftmals etwas eng wurde, hatten die Dressureiter*innen für die Vorbereitung der Pferde auf den Grand Prix viel mehr Freiraum.
Leider erlaubt das FEI-Reglement noch immer den Einsatz von Schlauf- und ähnlich wirkenden Hilfszügeln. Erfreulich liess sich feststellen, dass feinfühligere ReiterInnen auf diese Hilfsmittel verzichten können und in der Prüfung dennoch weit vorne klas-siert waren, was sich bei den hilfszügelbedürftigen KonkurrentInnen nicht einstellte. War auch nicht anders zu erwarten, wenn man die Pferde ohne eingelegte Hilfszügel vor Augen hatte – Rücken unten, Kopf oben, nichts zu sehen von vertrauensvoller Anlehnung. Eindrücklich das Beispiel eines Pferdes, das an der Hand geführt einen sauberen Schritt zeigte, mit dem Reiter auf dem Rücken gleich in den Passgang überging. Ein immer wieder vorkommender Ausbildungsfehler, der freilich schon Jahre zurückliegen kann und nicht mehr zu beheben ist. Obwohl letztes Jahr die FEI von verschiedenen Seiten aufgefordert worden war, unbedingt strengere Vorschriften für die Gebisse zu erlassen, war auch in Basel noch viel, sehr viel Metall und Leder an den Pferdeköpfen zu sehen. Vermag der internationale Pferdesportverband das Fremdmaterial an den Pferdeköpfen nicht auf ein vernünftiges Mass zu reduzieren, muss er sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft dem Pferdesport die Social Licence to Operate immer weniger zugestehen will.


Die Forderungen nach strengeren Vorschriften bei der Zäumung (links) sind gestellt, mit einer Antwort wartet die FEI aber zu. Wenn das Pferd auf dem Abreiteplatz schon gestresst ist, wie will es dann im Parcours klappen? (rechts)
Hätte der Schweizer Tierschutz STS am CHI Basel mit einem «Happy Horse – gutes Reiten auf dem Vorbereitungsplatz» aufgewartet, hätte es eine überragende Siegerin gegeben: So oft wie Jessica von Bredow-Werndl ihr Pferd lobte und der Stute zwischendurch wieder Erholungsphasen gönnte, war bei den übrigen Konkurrent-Innen nicht zu sehen. Dass sie den Grand Prix überzeugend gewann, sollte ihren KonkurrentInnen den Tipp geben, wie ein Pferd mit viel Einfühlungsvermögen auf eine Topklassierung vorzubereiten ist. Leider war zu oft zu sehen, wie fast ohne Verschnaufpausen krampfhaft und verknorkst versucht wurde, bei den Pferden einen höheren Versammlungsgrad zu erreichen, um im Programm dann die hohe Noten einbringenden Piaffe- und Passage-Lektionen abrufen zu können.



Von Leichtigkeit war beim Vorbereiten bei vielen Reiterinnen und Reitern am CHI Basel leider nichts zu sehen. Im Gegenteil – aufgerollt hinter der Senkrechten ging die Bewegung der Pferde nicht nach vorne, sondern nach hinten.
Beste Imagepflege für den Pferdesport betrieben die Voltigierer*innen. Obwohl bei ihren Auftritten das Pferd unter ihnen an der Hand der LogenführerIn nicht mehr als einen regelmässigen Galopp zeigen muss, soviel Sympathien wie sie ihren vierbeinigen Partnern entgegenbringen, ist eindrücklich.

Schon vor dem Auftritt in der Arena werden die Pferde mit Streicheleinheiten in den Wettkampf geschickt. Und wenn der Auftritt erst erfolgreich abgeschlossen ist, lassen die AthletInnen ihren Gefühlen und ihrer nervlichen Anspannung freien Lauf mit überschwenglichen Lo-besbezeugungen. Freilich ist den Voltigier*innen sehr wohl bewusst, wie wichtig ein ruhig und gleichmässig galoppierendes Pferd für ihre Akrobatikkünste ist, auf die Pferde einwirken können die wirbligen Athlet*innen nicht.


Nach dem Auftritt (links) werden die Pferde für ihre Galoppeinlage genauso gelobt wie vor dem Programm motiviert. (rechts)
Fazit
Schade, dass am CHI Basel die Vorbereitungshallen für die interessierte Öffentlich-keit nicht zugänglich sind. An diesen Orten lässt sich viel schneller erkennen, warum die Topreiter*innen sich in den Rankings ganz oben zu platzieren verstehen und an-dere dagegen nicht viel mehr als Startlistenfüller sind. Es ist nicht nur die Reitweise, mit der sie sich von der Konkurrenz abzuheben verstehen, es ist auch der ganze Verlauf der Vorbereitung: Voll konzentriert sind sie bei ihren Pferden und gymnasti-zieren sie von Kopf über Hals und Rücken bis zum Schweifansatz. Dass die Pferde das motivierende Fitnessprogramm mit Leistungsbereitschaft und Gehorsam quit-tieren, ist das gewünschte Resultat. Henrik van Eckermann nahm als aktuelle Nr. 1 im Ranking Springen das Entfernen und Auswechseln von Gamaschen und Streif-kappen selber vor. Ja, der feine Draht zum Pferd hat eben bis ganz unten an die Hufe zu reichen.