
Dressage Masters
Horse Park Zürich-Dielsdorf, 15.–18. August 2024
Allgemeines
Die vor, während und nach den Olympischen Spielen in Paris verbreiteten Meldungen über die Dressurreiterei forderten den Schweizer Tierschutz STS geradezu auf, sich über die Abläufe im Dressursport zu informieren und die im Programm des Zurich Equestrian Masters enthaltenen Dressurwettbewerbe zu besuchen. Ausgetragen wurden an den vier Tagen Prüfungen bis Grand Prix Spécial sowie Wettbewerbe für Junioren und Junge Reiter und auch für Jungpferde. Die Bemühungen der Organisatoren, mit dem breiten Angebot eine grössere Zahl an Reiterinnen und Reitern aus dem In- und Ausland ins Zürcher Unterland zu locken, erfüllten sich leider nicht, die Wettbewerbe waren teilweise sehr spärlich besetzt.

Beobachtungen
Die von Swiss Equestrian-Präsident Damian Müller im Programm gemachte Einschätzung, der Horse Park Dielsdorf sei zu einem wichtigen Stützpunkt für den Pferdesport geworden in der Schweiz, bestätigte sich mit dem Dressage Masters. Auf der gut ausgebauten Anlage konnten Prüfungen bis auf höchstes Niveau und gleichzeitig ein Training für den Nachwuchs stattfinden. Zudem verfügt der als Rennbahn gebaute Platz über eine umfangreiche Infrastruktur, um den Pferden nach ihren Einsätzen die nötige Pflege zukommen lassen zu können. Das weitläufige Areal bringt den Anlass an seine Grenzen, wenn die Stewards ihrer Aufsichtsfunktion nachkommen müssen. Längst nicht immer beaufsichtigt war die 63×30 Meter Halle, wo am Freitag das Nachwuchstraining durchgeführt wurde. Dass Stewards auch in dieser Halle das Geschehen beobachten sollten, war schon im STS-Turnierbericht 2022 gefordert worden. Nötig wäre eine Aufsicht gewesen, fühlte sich der Nach-wuchs doch so stark unter Druck, dass bei den herrschenden hohen Temperaturen übermässig lang und intensiv geritten wurde. Die Trainingseinheiten unter Aufsicht von Heidi Bemelmans und Nationaltrainer Oliver Oelrich dauerten jeweils mehr als eine halbe Stunde, Pause gab es keine, am langen Zügeln Streckenlassen wurde den Pferden ebenfalls nicht gegönnt. Und wenn über das Headset Trab kommandiert wurde, war Galopp nicht selten, dermassen aufgeladen waren zum Teil die Pferde. Immerhin einmal kommentierte die anwesende FEI-Stewardin das Geschehen mit gut hörbarem Räuspern. Positiv zu vermerken ist, dass kein einziges Pferd mit ein-gelegtem Schlaufzügel geritten worden ist.

Während sich die Stewards mit enger Kopf-Hals-Haltung und klaren Stressmerkma-len wie Schweifschlagen schwertun, handelte das Richtertrio im Prix St-Georges am Donnerstag schnell. Als sich ein Pferd beim Einreiten extrem nervös zeigte, wurde das Paar vom C-Richter H.C. Matthiesen abgeläutet: Das Pferd war deutlich ge-stresst und die Reiterin hatte keine Chancen, mit ihren Hilfen durchzukommen. Ein weiteres positives Erlebnis war das Gespräch mit einer Teilnehmerin. Sie fragte nach dem Grund fürs Fotografieren des Traings, weil sie immer Angst hätte, etwas falsch zu machen! Sie hatte nichts Falsches gemacht, sie war eine der wenigen, die Ihr Pferd am langen Zügel vorwärts-abwärts dehnte und nach dem Übergang in den Schritt auch lobte. Am Willen für pferdefreundliches Reiten würde es nicht fehlen, von Ausbildern und Richtern müsste es nur gelehrt respektive belohnt werden.

Dass Dressurreiten nicht Kopf hinter der Senkrechte heissen muss, liess sich an den Equestrian Masters ebenfalls erleben. Nebst den Dressurprüfungen waren auch ein CCI1* und CCI2* ausgeschrieben, die zu beachtlichen Teilnehmerfeldern kamen. Wie schön war es zu sehen, mit welcher Leichtigkeit die Vielseitigkeitspferde ihre Aufgaben erfüllten. Jedem Dressurpferd wären ebenfalls Lektionen zu gönnen wie «im freien Schritt am langen Zügel durch die halbe Bahn zu wechseln» oder «Leichtreiten und Zügel aus der Hand kauen lassen».


Dressur nach CC-Manier: Die Vielseitigkeitsreiter*innen hatten ihre Pferde im «freien Schritt» (links) oder beim Zügel aus der Hand kauen lassen» zu zeigen. (rechts)


Dehnen und Loben war selten zu sehen.
Fazit
Geredet und geschrieben wird an Seminaren und Tagungen über die Zukunft der Dressurreiterei auf allen Ebenen. Wann aber folgen auf die Worte endlich auch Taten? Übermässig beigezäumte Pferde mit enger Hals-Kopfhaltung hinter der Senkrechten sind noch immer in zu grosser Zahl zu beobachten. Will der Dressur-sport die Social Licence to Operate behalten, wird er alles daran zu setzen haben, das Dressurviereck für einen pferdefreundlichen Sport zu ebnen.