Tierschutz für Pferde

Tierschutz bei Pferden und Ponys


Pferde sind Herdentiere, die sich in freier Natur über weite Strecken hinwegbewegen und währenddessen viele Stunden mit Fressen verbringen. In der gemischtaltrigen Herde lernen die Jungpferde von den älteren Tieren und interagieren mit allen Mitgliedern der Herde u.a. unter anderem durch Spielen und gegenseitiger Körperpflege. Das arttypische Verhalten sollte den Pferden auch in «Gefangenschaft» ermöglicht werden.

Pferde sind Fluchttiere, dies ist im Umgang mit ihnen zu beachten. Sie sind sehr lernfähig und sensibel. Durch positive Bestätigung im richtigen Moment erreichen wir schneller und nachhaltiger gute Lernerfolge, als wenn wir die Tiere für unerwünschtes Verhalten bestrafen – was aus Tierschutzsicht ein «no go» ist.

Weisses Pferd der aus einem Stall schaut

Umgang mit Pferden

Nicht nur die Haltung und artgemässe Fütterung ist für das Wohlbefinden der Pferde, sondern auch der schonende Umgang mit ihnen. Pferde können keine Schmerzen äussern wie wir Menschen. Sie leiden oft stumm. Einige von ihnen zeigen ihr Leid anhand von Körpersprache, andere lassen groben Umgang über sich ergehen («learned helplessness»). Gewisse Ausrüstungen und Hilfsmittel beim Reiten können in Bezug aufs Pferdewohl höchst problematisch sein, etwa der unsachgemässe Einsatz von Hilfszügel, Gerte, Sporen oder Einsatz von Peitschen. Scharfe Gebisse sind kritisch zu hinterfragen.

Um einen schonenden Umgang mit Pferden zu fördern, rief der STS vor einigen Jahren den «Happy Horse» Award ins Leben. Zudem besucht der STS Pferdesportturniere und hält tierschutzrelevante Beobachtungen fest, mit denen er die zuständigen Verbände konfrontiert. Der STS reagiert mit seiner Fachstelle Tierschutzkontrollen auch auf Meldungen von Privatpersonen.

Pferdegerechtes Reiten


«Happy Horse»

Die Beurteilung der Vorbereitungsarbeit auf dem Abreitplatz baut auf dem Gedanken auf, pferdegerechten Umgang mit guten Beispielen zu fördern.

Wir wünschen es uns: Pferd und Reiter in Symbiose, weit weg von Leid und pferdeunfreundlichen Reitmethoden. Doch leider sind letztere auch heute noch präsent und viele Verstösse bleiben nach wie vor ungeahndet – obwohl das Einschreiten bei Vergehen gesetzliche Pflicht ist.

Auf der anderen Seite soll pferdegerechtes Reiten belohnt werden, weshalb der STS im Jahr 2019 die Auszeichnung «Happy Horse» ins Leben rief. Denn etliche Pferdesporttreibende sind ehrlich bemüht, dem Pferd auch in Prüfungssituationen gerecht zu werden und es stets respektvoll zu behandeln. Solches Verhalten möchte der Schweizer Tierschutz STS öffentlich anerkennen, gute Vorbilder auszeichnen und noch mehr Reiter animieren, beim Pferdesport ein Hauptaugenmerk auf die Fairness gegenüber dem Sportpartner Pferd zu legen. Der STS zeichnet deswegen vorbildliches Aufwärmen auf den Vorbereitungsplätzen an Turnieren mit einem sogenannten «Happy Horse»-Award aus. Bewertet werden unter anderem der pferdegerechte Umgang, die Reaktion des Pferdes auf die Einwirkung der Reiter und Fahrer sowie die Ausrüstung.

Der STS erhielt bei dieser Aktion ideelle und praktische Unterstützung vom Schweizerischen Verband für Pferdesport SVPS, dem Nationalen Pferdezentrum NPZ Bern, der Vereinigung Pferd und dem Zentralschweizerischen Kavallerie- und Pferdesportverband ZKV.

Pferdeveranstaltungen
Pferdewohl bestimmt Zukunft des Pferdesports

Besucht wurden im Jahr 2023 sieben Anlässe. Auch diesmal ist es aus Sicht des STS wieder angezeigt, tierschutzrelevante Vorkommnisse im Umgang mit den Pferden publik zu machen. Die unangemeldeten Besuche von Pferdeanlässen erfolgten bei zwei Polo-Turnieren (Zuständigkeit Swiss Polo Association), zwei Pferde- rennen (Zuständigkeit Dachverband Schweizerischer Pferderennsport-Verband SPV), einer Freizeitreiterprüfung (Zuständigkeit Schweizer Freizeitreiterverband SFRV), beim Basel Tattoo 2023 (Zuständigkeit Stadt Basel) und einem Zuchtanlass (Zuständigkeit Schweizerischer Freibergerverband).

Braunes Pferd mit einem Reiter

Wie viel Gewicht darf auf das Pferd?

Reiten wird offiziell als Sport bezeichnet, doch in erster Linie ist es – wenn wir ganz ehrlich sind – das Pferd, das hauptsächlich die physische Arbeit leistet. Das Pferd als Athlet bewegt und trägt uns von A nach B, es befolgt unsere Hilfen und überwindet mit uns sogar Hindernisse.

Pferde und Ponys sind nicht zum Tragen von Lasten geboren, werden aber durch Training und Ausbildung bis zu einer gewissen Belastung dazu fähig. Das Körpergewicht des Reiters im Pferdesport spielt eine wichtige Rolle und hat viele Facetten. Es lässt sich unmölich mit einer allgemeingültigen Ziffer reglementarisch festhalten. Denn das Gewicht, das ein Pferd tragen kann, ist sehr individuell und spezifisch auf das jeweilige Pferd-Reiter-Paar bezogen.

Gebisse und Hilfszügel im Umgang mit dem Pferd

Das Thema der Weiterbildungstagung des Schweizer Tierschutz STS und des Berufsbildungszentrums Inforama, das Ende November 2023 in Bern stattfand, bietet das Potenzial zu emotionalen Grabenkämpfen und unüberwindbaren Positionen. Gerade deshalb standen die sachliche Diskussion und die kompetente Wissensvermittlung im Zentrum der Veranstaltung, um das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten – mit Erfolg!

Pferd kaufen


Pferdehandel und -kauf

Ist der Pferdehandel ein kunterbuntes Lotto mit einem Glückstreffer und unzähligen Nieten? Wer in Fachzeitschriften blättert und die zahllosen juristischen Kommentare zu missglückten Pferdekäufen vor Augen führt oder ein Sachbuch zur Hand nimmt, neigt wohl dazu, den Pferdehandel als Lotterie einzustufen. Oder sich an die alte Weisheit zu erinnern: «Wer keine Sorgen hat, kauft sich ein Pferd.» Der Pferdekauf ist speziell mit Blick auf die Gesundheit immer auch eine Glückssache. Ob sich ein Pferd am neuen Platz nach unseren Vorstellungen entwickelt, ist ebenfalls nicht vorauszusehen.

Nicht umsonst kursieren über den Pferdehandel seit Menschengedenken unzählige Geschichten, wie Verkäufer auf raffinierteste Art und Weise ihre Kunden getäuscht haben und sich vermeintliche Traumpferd zu einem Albtraum werden liessen. Ein Pferd ist bekanntlich laut Tierschutzgesetz keine Sache mehr, die man – erfüllt sie den Dienst nicht – guten Gewissens in die Ecke stellen kann. Zu oft steht unpassenden Pferden zudem ein längeres Ab- und Herumschieben bevor, will doch niemand zu viel Geld am Fehlkauf verlieren und sucht deshalb nach einem neuen Käufer.

Wichtige Voraussetzung beim Pferdekauf

Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, ein Pferd oder Pony zu kaufen, versucht aus den rund 20 definierten Beweggründen herauszufinden, was ihn zu einem Kauf motiviert. Heute verhilft ein Pferd dem Besitzer nicht mehr den Lebensunterhalt zu sichern, der Besitzer hat vielmehr viel Geld und Zeit zu investieren, um für den Lebensunterhalt des Pferdes aufzukommen.

Weil es noch nie gänzlich fehlerfreie Pferde gegeben hat, ist es umso wichtiger, sich auch im Schwung der aufkommenden Kaufeuphorie in aller Ruhe ehrliche Antworten auf die wichtigsten Punkte zu geben.

Wie erkenne ich eine gute Reitschule?


Was Sie beachten müssen

Haltungssystem

In Reitschulen wird ein Pferd mehrheitlich zwei Stunden pro Tag eingesetzt. Die restliche Zeit verbringt das Tier in seiner Stallumgebung. Deswegen hat die Art des Haltungssystems einen besonders wichtigen Einfluss auf sein Wohlbefinden. Eine Gruppenauslaufhaltung mit permanentem Auslauf und regelmässigem Weidegang kommt den natürlichen Bedürfnissen der Pferde am nächsten.

Soziale Kontakte

Als Optimalfall wird die Gruppenhaltung betrachtet. Wenn die Pferde einzeln eingestallt werden, ist aus Tierschutzsicht zumindest direkter Kontakt im Auslauf und auf der Weide notwendig.

Hygiene

Im Stall sollte es hell, luftig und sauber sein. Genügend trockene und saubere Einstreu ist notwendig. Wasser sollte immer vorhanden sein. Optimal ist, wenn jedes Pferd sein eigenes, passendes Sattel- und Zaumzeug zur Verfügung hat. Pferdegerechte und gesunde Futtermittel sind Voraussetzung.

Gesundheit

Stall, Auslauf und Weiden müssen periodisch auf mögliche Verletzungsgefahren (z. B. vorstehende Teile, Nägel, angenagte Bretter etc.) untersucht werden. Gesunde Pferde haben ein glänzendes Fell ohne kahle Stellen. Augen, keine verklebten Nüstern und kein Ausfluss sind ebenfalls Hinweise auf eine gute Gesundheit. Die Pferde sollten weder zu dick noch zu dünn sein. Die Hufe sind normalerweise regelmässig geformt und weisen keine Risse auf.

Reitstunde

Zur Reitstunde gehören neben dem Reiten auch das Putzen, Satteln und Zäumen des Pferdes vor, sowie das Versorgen nach der Reitstunde. Zu Beginn sollten die Pferde 5 bis 10 Minuten im Schritt eingeritten werden. Während der Reitstunde ist die Gehrichtung immer wieder zu wechseln. Zum Schluss gibt es für Ross und Reiter eine Auslaufphase von 5 bis 10 Minuten.

Umgang

Die Pferde sollten gelobt und nicht bestraft werden. Ein ruhiger, sorgsamer Umgang ist Voraussetzung jeder guten Pferdehaltung. Die Zügel sollten locker gehalten werden. Hilfszügel müssen richtig eingesetzt werden, um den Tieren nicht zu schaden. Ein Pferd darf weder angeschrien noch geschlagen werden. Sporen und Peitsche dienen nicht dazu, das Pferd zu bestrafen.

Pferdehaltung aus Tierschutzsicht


Zurzeit ist die Mehrheit der Equiden in der Schweiz in einem Einzelboxen-Haltungssystem untergebracht. Da die durchschnittliche Nutzung der Pferde nicht über acht Stunden pro Woche liegt und die gesetzlichen Vorschriften für genutzte Pferde bloss mindestens zweimal zwei Stunden Auslauf pro Woche vorgeben, kommt dem Haltungssystem eine wichtige Rolle zu. Denn dort verbringen die meisten Pferde die restlichen Stunden des Tages in dieser Umgebung.

Pferde sind Herdentiere mit einem ausgeprägten Bewegungsdrang. Den Grossteil eines Tages verbringen sie in freier Natur mit der Nahrungsaufnahme und der damit verbundenen stetigen Bewegung im Schritt. Aus diesen Gründen kommt eine Haltung in Gruppen mit einem gut strukturierten Auslauf samt regelmässigem Weidegang dem natürlichen Habitat eines Pferdes am nächsten. Ein Pferd «in Gefangenschaft» kann sich seine Gruppe auch nicht aussuchen. Hier ist gute Beobachtungsgabe gefragt. Es gibt auch Pferde, die sich in einer bestimmten Gruppe nicht wohl fühlen. Hier muss individuell nach einer bestmöglichen Lösung gesucht werden.


Pferde an Anlässen, Ausstellungen & im Tourismus


Öffentliche Anlässe und Sedation

Der Lärm und die Menschenmassen an öffentlichen Anlässen wie an der Basler Fasnacht, beim Basler Tattoo und am Zürcher Sechseläuten stellen für die Pferde eine Belastung dar. Das Fluchttier Pferd neigt zu Schreckreaktionen, dabei können Unfälle schnell passieren und gefährlich enden, für Mensch und Pferd. Deswegen müssen die Organisatoren, das kantonale Veterinäramt und auch die Pferdebesitzer sicherstellen, dass …

  • nur gesunde Tiere eingesetzt werden. Hierfür ist eine tierärztliche Untersuchung Voraussetzung.
  • nur Pferde ausgewählt werden, die an solche Anlässe gewöhnt sind und vor Ort gelassen bleiben.
  • die Pferde genug Pausen und Rückzug vor Besuchern und fremden Tieren zur Verfügung haben. Dort sollen sie regelmässig getränkt und gefüttert werden.
  • sich der Lärmpegel in Grenzen hält, da Pferde sehr gut Hören.
  • überforderte Tiere zurück in den Stall gefahren werden.
  • die Sicherheit für Pferde und Besitzer stets gewährleistet ist.
  • der Umgang ausschliesslich sorgsam erfolgt.

Benötigt ein Pferd Beruhigungsmittel, um an einer Veranstaltung teilzunehmen, zeigt dies, dass es für solche Einsätze nicht geeignet ist. Pferde reagieren sehr unterschiedlich auf Sedationen: Es gibt Pferde, die sich tatsächlich beruhigen lassen – und unter Umständen auch noch bedingt einsatzfähig wären. Es gibt aber auch zunehmend solche, die danach sehr ruhiggestellt und keineswegs mehr sicher auf den Beinen sind und daher an öffentlichen Veranstaltungen ein zu grosses Risiko darstellen. Es könnte zu schwerwiegenden Unfällen und Verletzungen für Pferd und Reiter, aber auch für Besucher und Teilnehmer solcher Anlässe kommen. Angenommen ein Pferd stürzt aufgrund der vorangegangenen Sedation und weil es in der Folge unsicher auf den Beinen ist und verletzt dabei Besucher oder Teilnehmer, den Reiter/die Reiterin oder sich selbst, so wäre die Schadensverursachung aufgrund der vorangegangenen Sedation aus unserer Sicht als grobfahrlässig zu beurteilen, insbesondere wenn bekannt wäre, dass das Pferd speziell für die Teilnahme an dem Anlass sediert worden wäre. Zudem gibt es immer wieder auch paradoxe Reaktionen auf Sedationen, indem Pferde sich nicht wie gewünscht ruhigstellen lassen, sondern im Gegenteil mit starker Aufregung, Exzitationen, Gleichgewichtstörungen, Koordinations- und Kreislaufproblemen bis hin zur Ohnmacht reagieren können. Der Schweizer Tierschutz lehnt jegliche Sedation für Anlässe ab und strebt hier ein Gesetzesverbot an.

Kutschenfahrten

Der Schweizer Tierschutz STS erhält immer wieder Meldungen zu Pferden, die im Hochsommer Kutschen für Touristenfahrten ziehen. Um die Belastung für die Pferde wissenschaftlich zu beurteilen, führte er im Jahr 2023 eine Studie gemeinsam mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL durch. Zudem besuchte der STS unangemeldet Orte mit Kutschenfahrten und machte sich selbst ein Bild von der Situation. Hier ist insbesondere wichtig, wie oft die Pferde Pausen haben und wie sie diese verbringen. Ebenso relevant ist die Gesamtdauer des Einsatzes, die Temperatur, das Ausdrucksverhalten (u.a. mögliche Merkmale von Stress, Belastung) der Pferde, die Ausrüstung und die Haltung der Pferde im Stall.

Lesen Sie nachfolgend einen Bericht, der in der STS-Zeitschrift Tierreport veröffentlicht wird:


Kutschenfahrten in der Hitze: Laien gehören nicht auf den Kutschbock

Bei Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr verziehen wir Menschen uns gern in den Schatten. Und Pferde? Ob Pferdekutschen für Touristinnen und Touristen bei solchen klimatischen Verhältnissen noch vertretbar sind, klärte der Schweizer Tierschutz STS im Sommer bei Temperaturen zwischen 25 und 32 Grad Celsius ab und kam zum Schluss: Überanstrengt werden die Pferde nicht, verbessert werden muss aber der Umgang mit ihnen, weil jeder Laie als Kutscher arbeiten kann.

Der Einsatz von Kutschpferden rückt insbesondere im Sommer vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit. Um die Situation vor Ort zu beurteilen, besuchte der Schweizer Tierschutz STS die Standorte Interlaken, Zermatt und Rigi Kaltbad. Er legte insbesondere ein Augenmerk darauf, wie oft die Pferde Pausen hatten und wie sie diese verbringen. Berücksichtigt wurden ausserdem das Klima und das Verhalten der Pferde (u. a. mögliche Anzeichen von Stress und Belastung) sowie der Umgang mit den Tieren und die Ausrüstung. Angeschaut wurde jeweils ein Kutschereibetrieb.

In Interlaken war ein Pferd in den Pausen unruhig, es schien von Fliegen geplagt zu werden. Es zog an den Zügeln, kratzte sich mit dem Kopf an den Beinen, hob die Beine und schlug unruhig mit dem Schweif. Die Pausen waren unterschiedlich lang, die kürzeste betrug 2, die längste 87 Minuten. Während der Pausen hatten die Pferde vor den Wagen eingespannt auf dem Parkplatz zu warten. Manchmal befanden sie sich im Schatten von Bäumen, meistens jedoch in der prallen Sonne, selbst wenn Schattenplätze vorhanden gewesen wären. Während der Beobachtungszeit (von 12.15 bis 16 Uhr) erhielten die Pferde jeweils einmal Wasser. Ein Pferd erhielt gar keines und ein anderes Pferd zweimal Wasser. Der Einsatz vor der Kutsche wurde für das Pferd nicht als belastend empfunden.

Warten in der prallen Sonne

Auch in Zermatt gab es neben längeren Pausen auch kurze (jeweils 4 Minuten). Während der Pausen mussten die Pferde auf dem Bahnhofsvorplatz in der prallen Sonne stehen. Sie wurden weder getränkt noch gefüttert, standen nicht im Schatten und der Zaum wurde ihnen nicht abgenommen. Die Kutschfahrt wurde als nicht zu anstrengend für die Pferde beurteilt. Nach Angaben des Kutschers arbeitet er im Winter sieben Tage die Woche. Die Pferde seien Ende März sehr erschöpft.

In Rigi Kaltbad standen die zwei beobachteten Pferde von 11.30 bis 15 Uhr am selben Ort vor den Wagen gespannt. Sie erhielten in dieser Zeit einmal Wasser, aber kein Heu. Eines der beiden Pferde stand im Schatten eines Sonnenschirms, das andere blieb mit der Kruppe in der Sonne. Die Kutschfahrt wurde von den Pferden nicht als zu anstrengend empfunden, die Pferde kamen nur leicht ins Schwitzen. Während der dreieinhalbstündigen Beobachtung wurden die Pferde dreimal angebunden und ohne Aufsicht allein gelassen (zweimal für 10 Minuten, einmal für 20 Minuten). Die Hufpflege beurteilte der STS als mangelhaft.

Beurteilung des STS

An allen drei Orten machten die Pferde einen guten und gesunden Eindruck (mit Ausnahme der Hufe). Die Kondition der Pferde war gut. Die Pferde verhielten sich grundsätzlich ruhig. Als negativ beurteilt der STS, dass für das Fahren einer Kutsche überhaupt keine Kenntnisse verlangt werden. Für die Tiere ist das nachteilig, für die Touristinnen und Touristen sowie die übrigen Verkehrsteilnehmenden gefährlich. Tierschutzkontrollen finden nur aufgrund von Meldungen statt. Bewilligungen durch kantonale Veterinärämter sind nicht nötig und die Gemeinden sind mit den tierschutzrelevanten Gesetzesbestimmungen nur im Glücksfall vertraut. Der Schweizer Tierschutz STS positioniert sich nicht gegen das Kutschenfahren mit Pferden, solange der Einsatz unter art- und tiergerechten Bedingungen erfolgt.

Der STS fordert:

  • Jeder Kutscher und jede Kutscherin muss eine berufliche Grundausbildung in einem Pferdeberuf und ein Fahrbrevet vorweisen.
  • Um das Tierwohl zu sichern, haben die kantonalen Veterinärämter Bewilligungen zu erteilen und regelmässige Kontrollen vorzunehmen.
  • Die Pferde sollten bei Hitze ab 30 Grad Celsius für eine längere Pause in den Stall gebracht, abgezäumt und mit Wasser und Heu versorgt werden. Grundsätzlich ist ein Auswechseln der Pferde aber zu begrüssen.
  • Die Pferde müssen in Pausen immer im Schatten stehen. Pausen von mindestens 10 Minuten pro Stunde sind zu empfehlen.
  • Die Pferde müssen spätestens nach zwei Einsätzen getränkt werden.
  • Insektenschutz soll ergriffen werden.
  • Haben die Pferde stark geschwitzt, sollten sie fachgerecht mit Wasser am Hals und Rücken gekühlt werden.
  • Das Abspritzen des Bodens am Standplatz bringt den Pferden weitere Abkühlung.
  • Die Beschirrung muss locker genug sein, damit die Pferde ihren Hals unbehindert entspannen können.
  • Unruhige und Anzeichen von Nervosität zeigende Pferde müssen in den Stall zurückgebracht werden.
  • Vor den Kutschen stehende Pferde sollten nicht unbeaufsichtigt gelassen werden. Dies kann sowohl für die Pferde als auch für die Touristinnen und Touristen gefährlich werden.
  • Bei älteren Pferden (über 20 Jahre alt) muss die Belastung angepasst werden, weil altersbedingt die Thermoregulation reduziert ist und eine verlängerte Erholungszeit nötig wird.

Eine Studie im Auftrag des STS

Zusätzlich zu seinen eigenen Kontrollen hat der STS die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL beauftragt, eine Studie durchzuführen, um die Belastung für die Kutschpferde wissenschaftlich zu beurteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass gesunde und fitte Kutschpferde trotz Temperaturen von über 30 Grad Celsius und einem WBGT-Index (der verschiedene Klimafaktoren zusammenfasst, die thermischen Stress verursachen) von bis zu 30 bei gewöhnlichen Fahrten im Schritt mit kurzen Trabstrecken nicht überfordert sind. Es ist zu beachten, dass dies nur eine Stichprobe darstellt und die Pferde direkt vom Stall aus starteten – es war also der erste Einsatz des Tages.

Ausstellungen

An Veranstaltungen dürfen Tiere während maximal vier Tagen in Gehegen untergebracht werden, die etwas kleiner sind als die die gesetzlichen Mindestabmessungen. In Bezug auf die Einrichtung der Unterkünfte und Gehege sowie auf die klimatischen Bedingungen dürfen die Ausstellungen die Tierschutzverordnung nicht unterschreiten. Rückzugsmöglichkeiten sind deswegen Vorschrift.

Der Schweizer Tierschutz STS besucht regelmässig Tierausstellungen. In Bezug auf die Pferde sind die OFFA, die BEA und der Marché Concours von speziellem Interesse. Zusätzlich werden auch Tiermärkte beurteilt, an denen u.a. Equiden per Handschlag verkauft werden. Grosser Handlungsbedarf sieht der STS derzeit am Marché Concours und an den Tiermärkten.

STS-Recherche: Basel Tattoo

Für das Basel Tattoo 2023 vom 14. bis zum 22. Juli haben die Organisatoren als Attraktion die «Combined Bands of the Royal Cavalry and the Royal Guard of Oman» eingeladen. 46 Pferde (2 Shire Horses, 1 Warmblüter und 43 Araber) wurden aus Oman per Flugzeug und Camion via Frankfurt nach Basel transportiert, um sowohl in den abendlichen Musikauftritten als auch am Umzug durch die Stadt für Aufsehen und Unterhaltung zu sorgen. Nebst den Gästen von der Arabischen Halbinsel zog im Umzug auch ein Detachement der Kavallerie Schwadron 1972 durch die Strassen. Laut kantonalem Veterinäramt wurden für die Anlässe keine Pferde sediert.

Um sich ein Bild von den Pferden machen zu können, wurde dem STS am Montagnachmittag ein Stallrundgang ermöglicht. Die Pferde waren im Innenhof bei der Messehalle 2 in Blachenboxen untergebracht. 

Pferd das über eine Wiese galoppiert.

Pferdehaltung

Erfahre, wie wir durch die richtige Betreuung und Haltung eine Umgebung schaffen, in der sie ihr natürliches Verhalten ausleben und ihr Wohlbefinden maximieren können.

Eselhaltung

Esel gehören einer eigenständigen Tierart an und unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich Systematik und Optik von Pferden, sondern auch in ihrer Physiologie und ihrem Verhalten.

Schwarz weisse Katze die hinter einem Metall Gitter sitzt.

Unterstützen Sie uns, den Tieren zu helfen

Helfen Sie uns, den Tieren zu helfen. Mit Ihrer Spende arbeiten wir hartnäckig auf spürbare Verbesserungen für Tiere in Not hin. Die Fach- und Beratungsstellen des Schweizer Tierschutz STS und seine Sektionen setzen sich wirkungsvoll für das Wohl der Tiere ein. Das versprechen wir Ihnen.

Der STS ist als gemeinnützige Institution anerkannt. Ihre Spende können Sie deshalb in der Steuererklärung als Abzug geltend machen.