Wolf in der Schweiz: Wie es der STS sieht
Seit 30 Jahren ist der Wolf wieder in der Schweiz heimisch – und seine Präsenz fordert uns zunehmend heraus. Der STS setzt sich für klare gesetzliche Regelungen ein, die auf den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und fordert eine nachhaltige Konfliktlösung im Einklang mit Tierschutz und ökologischen Grundsätzen. Der STS fordert deshalb ein nationales Wolfskonzept.
Angesichts der jüngsten Herabstufung des Wolfes in der Berner Konvention von „streng geschützt“ auf „geschützt“ auf europäischer Ebene wird die Notwendigkeit eines funktionierenden Wolfskonzepts noch dringlicher. Der STS fordert, dass Weidetiere zwingend durch Herdenschutzmassnahmen geschützt werden, um das Wohlergehen der Nutz- und Wildtiere, namentlich dem Wolf, zu gewährleisten. Auch die Subventionspolitik im Bereich des Herdenschutzes sollte angesichts der neuen Herausforderungen angepasst werden. Denn der STS beurteilt auch künftig die nachhaltige Beweidung von alpinen Wiesen durch Nutztiere als wichtig, da dies zur Förderung der Biodiversität beiträgt.
Die Praxis des Wolfabschusses sollte klaren gesetzlichen Regelungen folgen und nicht kantonaler Willkür unterliegen. Es muss konkretisiert werden, unter welchen Voraussetzungen Wölfe geschossen werden dürfen, wobei tierschutzrechtliche Aspekte berücksichtigt und die Abschusspraktiken klar (sichere Identifikation des Tieres) sowie tierethisch verträglich (Elternschutz) definiert werden sollten. Diese Massnahmen sollten ausschliesslich von eidgenössisch ausgebildeten Wildhütern durchgeführt werden.
Der Abschuss einzelner, nachweislich schadenverursachender Wölfe ist nur als letzte Massnahme im Sinne der ultima ratio vertretbar. In diesem Fall muss sichergestellt werden, dass tatsächlich das betreffende Individuum getötet wird und nicht ein anderer Wolf aus dem gleichen Gebiet.
Entnahme ganzer Rudel stellt keine nachhaltige Lösung dar
Die präventive Tötung ganzer Rudel lehnt der STS entschieden ab, da dies erhebliches Tierleid verursacht und aus populationsökologischer Sicht keine langfristige Lösung darstellt. Der Abschuss von Leittieren beispielsweise destabilisiert die Rudelstruktur, zieht unerfahrene Jungwölfe an und erhöht durch veränderte Jagdstrategien und weniger scheue Tiere das Risiko von Nutztierschäden. Zudem kann der Verlust ganzer Rudel die genetische Vielfalt gefährden und die Inzucht fördern, was die langfristige Gesundheit der Tiere schwächt. In funktionierenden Rudelstrukturen ist die Wahrscheinlichkeit von Nutztierschäden tendenziell geringer, weshalb solche Strukturen erhalten bleiben sollten. Die Entnahme ganzer Rudel stellt keine nachhaltige Lösung dar, da Lebensräume schnell von neuen Rudeln besetzt werden.
Besonders der Schutz der Elterntiere und ihrer noch abhängigen Welpen muss berücksichtigt werden, da ihr Tod nicht nur das Überleben der Welpen gefährdet, sondern auch ihr soziales Lernen und Überleben erheblich beeinträchtigt.