Eine weiss hellbraune Kuh an einer Tierausstellungen mit einem Nasenring und Seilen die daran und um die Hörner gebunden sind

Tierausstellungen

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Tierschutz bei Tierausstellungen


Tierausstellungen in der Schweiz

An die Schweizer Tierausstellungen kommen jährlich mehrere hunderttausend Besucher, um verschiedene Heim- und Nutztiere zu sehen, darunter heimische und auch exotische Tierarten. Die Veranstaltungen dauern meist ein bis drei Tage, grössere Messen sogar bis zu 11 Tagen (z.B. OLMA, LUGA oder BEA). Nach der Corona-Pandemie bedingten Pause wurden ab 2022 wieder die meisten Ausstellungen, Märkte und Börsen durchgeführt. Der Schweizer Tierschutz STS hat dabei 2023 an acht Veranstaltungen die Haltungsbedingungen der Tiere und den Umgang mit ihnen hinsichtlich Tierwohl und Tierschutz überprüft. Wo nötig, fordert der STS die Veranstalter auf, Verbesserungen vorzunehmen und zeigt beispielhaft auf, wie solche umgesetzt werden können. 

Forschung und Kontrolle durch den STS

Seit 2014 führt der STS jährlich, mit Ausnahme des Corona-Jahres, diese Tierausstellungs-recherche durch. Viele unserer Beobachtungen wurden von der Öffentlichkeit, den Ausstellern, Organisatoren und Vollzugsbehörden positiv aufgenommen und zur Verbesserung des Tierwohls umgesetzt. Beispiele hierfür sind gut strukturierte Gruppen- und Laufstallhaltungen für diverse Tiere. Auch Kleintiere wie Kaninchen, Reptilien und Ziervögel werden nun vielfach unter tierfreundlichen Bedingungen gehalten.

Kritikpunkte aus Sicht des Tierschutzes

Häufige Kritikpunkte aus Tierschutzsicht sind die Überforderung der Tiere durch ungewohnte und beengte Verhältnisse, fremde Artgenossen, Lärm und Berührungen der Besucher. Oft fehlt den ausgestellten Tieren eine Rückzugs- und Ruhemöglichkeit, was sich zusätzlich belastend auf sie auswirkt. Besonders problematisch ist der Umgang mit Tieren in Streichelzoos, wo ein konsequentes Management in Bezug auf die Tierdichte, den Besucherstrom und die Ruhezonen notwendig wäre, um die einzelnen Tiere vor Überforderung zu schützen.

Probleme bei Zucht- und Wettbewerbsausstellungen

Besorgniserregend und enttäuschend ist der oft grobe Umgang mit den Tieren sowie die Kritikresistenz mancher Extremzüchter bei Hunde-, Katzen- und Reptilienausstellungen. Unser Bericht zeigt anhand gut bebilderter Beispiele die Unterschiede zwischen guter und schlechter Tierhaltung und gutem und schlechtem Umgang mit den präsentierten Tieren auf. Einige Aussteller sehen keinen Nutzen in unseren Empfehlungen und halten sich nicht an Tierschutzbestimmungen. Die Dokumentationen richten sich auch an die kantonalen Vollzugsdienste, um Verstösse gegen Tierschutzbestimmungen aufzuzeigen.

Probleme bei Zucht- und Wettbewerbsausstellungen

Aussteller, Züchter und Tierhalter tragen eine grosse Verantwortung: Sie sollen den Besuchern eine vorbildliche Tierhaltung und einen würdevollen Umgang mit den Tieren präsentieren, damit diese die Eindrücke dann Zuhause und im Stall umsetzen können. Diese Chance wird jedoch an einigen Ausstellungen verpasst. Auch Richter spielen eine wichtige Rolle bei der Selektion gesunder Zuchttiere und sollten ihr Fachwissen primär auf die Tiergesundheit und das Tierwohl konzentrieren.

Dr. med. vet. MLaw Julika Fitzi-Rathgen
Schweizer Tierschutz STS
Projektleitung Tierausstellungen

Häufige und aus Tierschutzsicht relevante Kritikpunkte bei Tierausstellungen:


Überforderung der Tiere

Viele Tiere scheinen an den Veranstaltungen in ihrer Anpassungsfähigkeit überfordert zu sein. Dies aufgrund der ungewohnten, oftmals eingeschränkten räumlichen Situation, den vielfach fremden Artgenossen, welche sie als neue Nachbarn tolerieren müssen, dem ungewohnten Lärm, den vielen Besucherinnen und Besuchern, welche die Tiere häufig berühren und nicht ungestört fressen lassen.

Da ihnen der nötige Rückzug oftmals verwehrt ist, können sie sich nur nachts ausruhen und entspannen, wenn die Besucherinnen und Besucher fernbleiben. Aber auch dies ist häufig für die betroffenen Tiere problembehaftet, dann nämlich, wenn die Platzverhältnisse knapp sind und der Individualabstand untereinander nicht eingehalten werden kann. Das ist besonders schwierig, wenn die Gruppen neu zusammengesetzt werden und sich die Tiere fremd sind.

Streichelzoos

Herausfordernd für die Ausstellenden und Organisationsverantwortlichen sind auch die Streichelzoos. Der Andrang von Kindern, Eltern, Grosseltern und anderen Betreuungspersonen ist vielfach riesig, und es bräuchte ein konsequentes Management und Durchgreifen der Ausstellenden und natürlich auch die nötigen Platzverhältnisse (für Rückzug und Ruhezonen), um den Besucherstrom so zu regulieren, dass die Tiere mit den vielen Besucherinnen und Besuchern und Streicheleinheiten nicht total überfordert werden.

Grober Umgang

Besonders störend und tierschutzrelevant empfinden wir den immer wieder zu beobachtenden groben Umgang mit den ausgestellten und/oder vorgeführten Tieren.

Extremzüchtung

Enttäuschend sind für uns auch die vielfach kritikresistenten Extremzüchterinnen und -züchter an den Hunde-, Katzen– und Reptilienausstellungen.

Schweizer Tierschutz STS und Tieraustellungen

Wir bemühen uns, unsere Beobachtungen und Beurteilungen anhand gut bebilderter Berichte 1:1 transparent aufzuzeigen. Dies insbesondere auch, um den Besucherinnen und Besuchern die Unterschiede zwischen guten, tierfreundlichen und schlechten, unzureichenden Tierhaltungsbeispielen deutlich zu machen. Denn leider gibt es auch Ausstellungsverantwortliche und Ausstellende, die in unseren Empfehlungen keinen Nutzen sehen und sich wenig bis gar nicht um ein besseres Tierwohl und den Tierschutz an den Ausstellungen und Veranstaltungen bemühen.

Zudem müssen wir auch immer wieder Verstösse gegen die geltenden Tierschutzbestimmungen feststellen. Deshalb ist der Bericht auch an die kantonalen Vollzugsdienste gerichtet, welche für den Vollzug verantwortlich sind, und soll aufzeigen, wo und bei welchen Ausstellungen es sich genauer hinzuschauen lohnt.

Aus unserer Sicht übernehmen Tierausstellungen bzw. Ausstellende, Züchterinnen und Züchter sowie die Tierhalterinnen und -halter in der Art und Weise, wie sie «ihre» Tiere präsentieren, halten und mit ihnen in der Öffentlichkeit umgehen, eine grosse Verantwortung. Sie sind es, die den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geben (könnten), eine vorbildliche Haltung sowie einen würdevollen, tierfreundlichen Umgang mit den ihnen anvertrauten Tieren zu zeigen. Diese Chance wird von vielen Ausstellenden leider verpasst.

Auch den Richterinnen und Richtern kommt eine wichtige Verantwortung an den Ausstellungen zu Teil: sie sind es, die massgeblich daran beteiligt sind, bei der Selektion gesunder Zuchttiere und deren Nachzüchtungen mitzuhelfen und ihr Fachwissen nicht nur auf das äussere Erscheinungsbild, sondern primär auf die Tiergesundheit zu fokussieren.

Berichte Tierausstellungen


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    LUGA Luzern 2019  26. April bis 5. Mai 2019, besucht am 26. April 2019  Der Schweizer Tierschutz STS erwartet von […]

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  • «Geheimnisvolle Tiere»

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  • Expo Bulle 

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    Expo Bulle 2019 2. März 2019 Positiv aufgenommen wurde die Bereitschaft der Veranstalter, den STS-Mitarbeiterinnen im Rahmen des Besuchs Zugang […]

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  • Katzenausstellung Lenzburg

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    Internationale Katzenausstellung Lenzburg 23. und 24. Februar 2019, besucht am 24. Februar 2019 Positiv zu bewerten waren an der Ausstellung […]

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Häufige Fragen zum Tierschutz bei Tierausstellungen


Welche Kritikpunkte gibt es aus Sicht des Tierschutzes bei Tierausstellungen?

Tierausstellungen bringen Tiere in ungewohnte Situationen – mit Lärm, engen Gehegen und Kontakt zu fremden Artgenossen. Häufig fehlen Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten, was für erheblichen Stress sorgt. Besonders in Streichelzoos besteht die Gefahr, dass Tiere durch Überforderung leiden.

Was prüft der Schweizer Tierschutz STS bei Ausstellungen?

Der STS kontrolliert regelmässig die Haltungsbedingungen und den Umgang mit Tieren an Messen, Märkten und Börsen. In seinen Berichten über Tierausstellungen dokumentiert er Verstösse, zeigt positive Beispiele auf und fordert Verbesserungen ein.

Warum spielen Aussteller, Züchter und Richter eine so wichtige Rolle?

Sie tragen Verantwortung dafür, den Besucherinnen und Besuchern eine tiergerechte Haltung und respektvollen Umgang zu zeigen. Während Züchter und Halter für die Präsentation ihrer Tiere zuständig sind, liegt es an den Richtern, bei Wettbewerben auf Gesundheit und Tierwohl statt nur auf äussere Merkmale zu achten.

Was hat der STS mit seinen Tierausstellungs-Recherchen erreicht?

Seit 2014 führt der STS regelmässig Untersuchungen durch. Viele seiner Empfehlungen wurden erfolgreich umgesetzt – darunter bessere Gruppen- und Laufstallhaltungen sowie tierfreundlichere Bedingungen für Kleintiere wie Kaninchen, Ziervögel und Reptilien. Die jährlichen Recherchen tragen dazu bei, das Tierwohl auf Veranstaltungen Schritt für Schritt zu verbessern.